Begegnungsstätte der Lewitz-Werkstätten im Giebelhaus Parchim wird gut angenommen / Besucher sind willkommen

Dienstags herrscht  in der Küche der Begegnungsstätte im Parchimer Giebelhaus schon am zeitigen Vormittag geschäftiges Treiben. Kartoffeln schälen, Gemüse schnippeln, Knoblauch pressen. Olaf Jantzen steht am Herd und brät das Fleisch im großen Topf scharf an. 

Für den Parchimer ist der Dienstag einer der schönsten Tage in der Woche, weil er dann zusammen mit anderen kochen kann. Das ist sein Ding, ebenso wie die gemeinsamen Unternehmungen. „Wir lassen uns immer was einfallen, gehen zusammen raus und sind viel in Parchim unterwegs”, berichtet er. Erkundungszüge durch die Stadt mit unterschiedlichen Zielen stehen meist donnerstags auf dem Programm. 

Beliebtes Ritual: Freitags decken die Besucher gemeinsam den Tisch für das große Frühstück und lassen noch einmal die zurückliegenden Tage Revue passieren, um gut ins Wochenende zu kommen. Und der verführerische Duft von frisch gebackenen Waffeln soll draußen auf dem Gehweg schon so manchem Passanten in der Nase gekitzelt haben. Waffeln backen steht in der Begegnungsstätte in der Lindenstraße 6 nämlich sehr hoch im Kurs. 

Dieser offene Treff direkt im Stadtzentrum ist ein Angebot zur unverbindlichen Begegnung und Kommunikation. Es richtet sich an Menschen, die aus dem Arbeitsleben raus sind, sich jedoch eine Tagesstruktur wünschen und auf Gemeinschaft einlassen können oder überhaupt neue Kontakte anbahnen möchten. 

Für den erwerbsunfähigen Olaf Jantzen fühlt sich dieses Konzept gut an. „Ich komme oft hierher, da ich nicht weiß, wo ich sonst hin soll. Hier habe ich jeden Tag Kontakte zu anderen Menschen. Es ist sehr wichtig, dass es so etwas für uns gibt”, sagt der Parchimer. 

Geschaffen wurde dieser Ort der Begegnung im November 2020 von den gemeinnützigen Lewitz-Werkstätten. Ein völlig neues Angebot in der Stadt hatte es in der Hochzeit der Corona­Pandemie verständlicherweise schwer, sich zu etablieren. Doch inzwischen hat es sich gut herumgesprochen. 

Seit dem 1. April 2022 ist Nancy Keßler aus Diestelow das neue Gesicht der Begegnungsstätte. Die Besucher haben sie als ihre Ansprechpartnerin sofort ins Herz geschlossen. „Sie ist eine engagierte Persönlichkeit und kümmert sich darum, dass es uns gut geht. Nancy Keßler liest uns die Wünsche von den Augen ab”, sagt Besucher Olaf Jantzen. Ihm entgeht auch nicht, dass die Betreuerin des Treffs immer mal wieder frische Blümchen auf die Tische stellt und überhaupt für eine wohlige Umgebung sorgt. 

Die Betreuuerin kann das freundliche Kompliment nur zurückgeben: „Die Besucher sind so toll. Wir sind eine bunte Truppe und freuen uns zusammen über so schöne Bedingungen im Giebelhaus”, sagt Nancy Keßler. Selbst arbeitet sie seit 2018 in den Lewitz-Werkstätten. Zunächst war sie in Wohnbereichen und von 2019 bis zum Frühjahr 2022 in der Begegnungsstätte auf dem Fischerdamm tätig. Parallel stemmt Nancy Keßler gerade eine berufsbegleitende Ausbildung. 2023 möchte sie ihren Abschluss als staatlich geprüfte Sozialassistentin in der Tasche haben. 

Danach geht es mit dem Lernen sofort weiter, denn ihr nächstes Berufsziel lautet Heilerziehungspflegerin. Für die Mitarbeiterin der Lewitz- Werkstätten ist dieser Bildungsweg eine logische Konsequenz: „Ich arbeite leidenschaftlich gern mit Menschen. Das ist eine große Bereicherung in meinem Leben. Indem ich meine Fachkompetenz erweitere, kann ich das, was ich mache, noch besser machen”, beschreibt Nancy Keßler ihre Motivation. Geöffnet ist der Treff in der Lindenstraße 6 unmittelbar am Alten Markt immer, wenn der Aufsteller vor der Tür steht. Das ist montags bis donnerstags von 8 bis 15.30 Uhr und freitags von 8 bis 13 Uhr der Fall. Wer Lust hat, vorbeizuschauen, kann sich spontan auf den Weg machen und braucht nur zu klingeln.

Text/Foto: Christiane Großmann