Wertvolle Zeit: Junge Leute lernen in den Lewitz-Werkstätten behinderte Menschen zu betreuen

Parchim/Ludwigslust • Sie heißen Lena, Jasmin, Luca oder Tim. Sie sind sehr jung und haben oft ihre Schulzeit gerade hinter sich gebracht. Und sie wollen weiterlernen, Erfahrungen sammeln, nützlich sein.
Ihre Vorstellungen von Zukunft stehen oft noch auf wackeligen Füßen und sind stark vom Elternhaus und dem näheren Umfeld geprägt. Von einem Jahr im Bundesfreiwilligendienst (BFD) erhoffen sie sich Bestätigung ihres beruflichen Lebensentwurfes oder zumindest die Gewissheit, dass sie ihn noch einmal nachjustieren müssen.
In den Lewitz-Werkstätten schätzt und begrüßt man die Einstellung der jungen Leute sehr. Denn in die Werkstätten, Wohnanlagen und Kindertagesstätten kommen durchweg sehr engagierte junge Menschen, die die Mitarbeiter in vielen Bereichen enorm unterstützen.
Wie Luca Kratky. Der 19-Jährige aus Parchim ist seit Oktober vergangenen Jahres im Montage-Bereich eingesetzt. Bei ihm fungierte seine Mutter als Ideengeberin für den Einsatz in den Lewitz-Werkstätten. Luca hat sich schnell eingearbeitet und ist beliebt bei den Mitarbeitern. Überall packt er mit an und unterstützt so die Gruppenleiter. Er mag diese Arbeit mit besonderen Menschen.
Im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) oder dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) sammeln die jungen Frauen und Männer wertvolle Erfahrungen. Einige haben daraufhin sogar ihren Berufswunsch geändert und eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich begonnen.
Doch erst einmal muss sich rechtzeitig um die jungen Frauen und Männer bemüht werden. Auf sinkende Schulabgänger-Zahlen gilt es natürlich entsprechend zu reagieren. Zudem gibt es durchaus leichtere BFD- oder FSJ-Jobs, in denen man keine Rollstühle schieben oder Toilettengänge begleiten muss …
So sind die Mitarbeiter der Personalabteilung unter anderem ständig mit Schulen in der Region in Kontakt, bieten Informationsgespräche und -veranstaltungen an. Auch auf Berufsmessen und Jobbörsen sind die Lewitz-Werkstätten regelmäßig vertreten.
Kostenlos und ohne großen Aufwand können sich interessierte Jugendliche zum Beispiel telefonisch (03871 6282-21 und -32) oder über das Internet (www.lewitz-werkstaetten.de) im Betrieb anmelden. Auf Flyern erhalten sie einen ersten Eindruck über das Spektrum der Berufe, die man in einer Werkstatt für behinderte Menschen ausüben kann. Ganz wichtig sind auch die Mitarbeiter in den einzelnen Bereichen vor Ort. Sie sind immer qualifizierte Ansprechpartner für die jungen Leute und leben ihnen täglich vor, wie verantwortungsvoll und anstrengend, aber auch schön und befriedigend der Umgang mit besonderen Menschen sein kann.
„Wir suchen Frauen und Männer, die sich im sozialen Bereich engagieren wollen”, sagt Personalsachbearbeiterin Annett Bieber. „Sie werden im Werkstatt- oder Wohnbereich eingesetzt, begleiten und unterstützen behinderte Menschen bei der Arbeit oder in der Freizeit.”
Besondere Voraussetzungen sind nicht erforderlich, so Annett Bieber. Zuverlässigkeit und Toleranz seien jedoch bei der Arbeit mit behinderten Menschen sehr wichtig.
„Unsere Erfahrungen sind, dass die jungen Leute während des Freiwilligendienstes einen enormen positiven Schub in ihrer Persönlichkeitsentwicklung bekommen – eine gute Voraussetzung für den weiteren Berufsweg!”
Im Herbst möchte Luca seine Ausbildung zum Heilerzieher beginnen. Was er dafür in den Lewitz-Werkstätten gelernt hat? Soziale Kompetenz, Konfliktmanagement, zielgerichtetes Arbeiten. Und er weiß nun, was ein wirklich soziales Unternehmen ist. Den kollegialen Umgang miteinander auf allen Hierarchie-Ebenen findet er beeindruckend.
Kurz: Es war kein verschenktes Jahr. Im Gegenteil. Luca kann künftigen Schulabgängern nur empfehlen, auch noch durch diese „Schule” zu gehen.