Wertvolle Zeit: Junge Leute lernen in den Lewitz-Werkstätten behinderte Menschen zu betreuen


Parchim/Ludwigslust • Sie heißen Lara, Isabell, Jan oder Kira. Sie sind sehr jung und haben ihre Schulzeit gerade hinter sich gebracht. Und sie wollen weiterlernen, Erfahrungen sammeln, nützlich sein. Ihre Vorstellungen von Zukunft stehen oft noch auf wackeligen Füßen und sind stark vom Elternhaus und dem näheren Umfeld geprägt. Von einem Jahr im Bundesfreiwilligendienst (BFD) erhoffen sie sich Bestätigung ihres beruflichen Lebensentwurfes oder zumindest die Gewissheit, dass sie ihn noch einmal nachjustieren müssen.

In den Lewitz-Werkstätten schätzt und begrüßt man die Einstellung der jungen Leute sehr. Denn in die Werkstätten, Wohnanlagen und Kindertagesstätten kommen durchweg sehr engagierte junge Menschen, die die Mitarbeiter in vielen Bereichen enorm unterstützen. Während ihrer Arbeit mit behinderten Menschen sammeln die jungen Frauen und Männer wertvolle Erfahrungen. Einige haben daraufhin sogar ihren Berufswunsch geändert und eine Ausbildung oder ein Studium im sozialen Bereich begonnen. Doch erst einmal muss sich rechtzeitig um die Mädchen und Jungen bemüht werden.

Auf sinkende Schulabgänger-Zahlen gilt es natürlich entsprechend zu reagieren. Zudem gibt es durchaus leichtere BFD- oder FSJ-Jobs, in denen man keine Rollstühle schieben oder Windeln wechseln muss …  So sind die Mitarbeiter der Personalabteilung unter anderem ständig mit Schulen in der Region in Kontakt, bieten Informationsgespräche und -veranstaltungen an. Auch auf Berufsmessen und Jobbörsen sind die Lewitz-Werkstätten regelmäßig vertreten. Doch Corona macht ihnen auch in diesem Bereich das Leben schwer.  Kostenlos und ohne großen Aufwand können sich interessierte Jugendliche zum Beispiel telefonisch (03871 6282-21) oder über das Internet (www.lewitz-werkstaetten.de) im Betrieb anmelden.

Auf Flyern erhalten sie einen ersten Eindruck über das Spektrum der Berufe, die man in einer Werkstatt für behinderte Menschen ausüben kann. Ganz wichtig sind auch die Mitarbeiter in den einzelnen Bereichen vor Ort. Sie sind immer qualifizierte Ansprechpartner für die jungen Leute und leben ihnen täglich vor, wie verantwortungsvoll und anstrengend, aber auch schön und befriedigend der Umgang mit besonderen Menschen sein kann. Das bestätigt auch Amida Schulz.

Die 17-jährige aus einem kleinen Dorf bei Lübz wollte sich nach der Schule im vergangenen Jahr noch nicht sofort für eine berufliche Richtung entscheiden. Um Erfahrungen zu sammeln und sich auszuprobieren, entschied sie sich für das Bundesfreiwilligenjahr bei den Lewitz-Werkstätten – und hat es nie bereut. Täglich begleitet sie in der Fördergruppe im Heide-Feld schwerst mehrfach behinderte Menschen durch den Tag. Beim Essen, hauswirtschaftlichen, kreativen und Bewegungs-Angeboten oder auch Toilettengängen war Amida stets an ihrer Seite. 

Beim Blick zurück zieht Amida Schulz ein durchweg positives Resümee. Natürlich benötigte sie ein paar Tage, um sich an den doch sehr engen Kontakt mit den behinderten Menschen zu gewöhnen. Doch bald staunte sie darüber, wie erfüllend ein gemeinsamer Tag – die junge Frau schließt da die Betreuerinnen und Betreuer vor Ort natürlich mit ein – sein kann.  Im Herbst möchte Amida eine Ausbildung im sozialen Bereich beginnen. Was sie dafür in den Lewitz-Werkstätten gelernt hat? Soziale Kompetenz, Konfliktmanagement, zielgerichtetes Arbeiten. Und sie weiß nun, was ein wirklich soziales Unternehmen ist. Den kollegialen Umgang miteinander auf allen Hierarchie-Ebenen findet sie beeindruckend. Kurz: Es war kein verschenktes Jahr. Im Gegenteil. Amida kann künftigen Schulabgängern nur empfehlen, auch noch durch diese „Schule” zu gehen.