Steven Krogmann arbeitet seit Januar 2025 auf dem ersten Arbeitsmarkt
Ludwigslust · Steven Krogmann tritt in die Pedale. Es wird wieder mal etwas eng. Der Wecker in seiner Wohnung holt ihn genau 5:10 Uhr aus dem Bett. Das Frühstück wird meist Opfer der knappen Zeit, denn die Arbeit beginnt pünktlich 6 Uhr. Und es sind schon noch ein paar Kilometer mit dem Fahrrad bis zum Ziel …
Jetzt taucht das riesige Gelände mit dem Hallenkomplex auf. An den futuristisch-schlichten Gebäuden haben Lastkraftwagen von DHL, DB Schenker und der Spedition Krüger und Voigt angedockt und warten darauf be- oder entladen zu werden. Vor dem Firmengelände Am Alten Flugplatz 5, ganz nah an der Autobahn, stehen dicht an dicht Autos auf dem Parkplatz. Immerhin arbeiten hier mehr als 250 Menschen. Seit Jahresbeginn ist Steven Krogmann einer von ihnen.
Sein Betrieb heißt nun „Fenix Outdoor Logistics GmbH” und ist der zentrale Logistikdienstleister der „Fenix Outdoor AG” in Europa. Der 28-Jährige ist stolz darauf, es auf den sogenannten ersten Arbeitsmarkt geschafft zu haben und mitzuhelfen, dass zum Beispiel hunderte Filialen von Firmen, in denen Outdoor-Produkte verkauft werden, europaweit zuverlässig beliefert werden können.
„Ich habe jaaaahrelang daran gearbeitet, diesen Job zu bekommen”, schießt es geradezu aus Steven Krogmann heraus. In der Tat – es war ein langer Weg.
Nach seinem Hauptschulabschluss und diversen Praktika absolvierte er 2017 ein 3-monatiges Eingangsverfahren in den Lewitz-Werkstätten. Hier wurde geschaut, ob, wie und wo der junge Mann im Arbeitsbereich eingesetzt werden kann. Schnell fand er im Küchen- und Kantinenbereich der Betriebsstätte Ludwigslust der Lewitz-Werkstätten im Rennbahnweg Betätigung. Was man so in einer Küche macht? Brötchen schmieren, Essen portionieren und ausgeben, saubermachen.
Den ersten Kontakt zu Fenix hatte Steven Krogmann vor vier, fünf Jahren. Es wurden dringend Leute gesucht, die helfen konnten, eine große Arbeitsspitze im Logistik-Unternehmen abzubauen. „Ich glaube, es waren 150.000 Artikel, die in kürzester Zeit umetikettiert werden mussten”, erinnert er sich schmunzelnd. „Da waren wir so ungefähr 14 Tage am Stück bei Fenix.”
„Bereits kurz nach dem Aufbau unseres Unternehmens, 2017 hatten wir Grundsteinlegung, sind die Mitarbeiter von den Lewitz-Werkstätten eine wertvolle Unterstützung für uns”, sagt Wiebke Angelbeck, Büroleiterin bei Fenix und von Beginn an erste Ansprechpartnerin für die Mitarbeiter und Verantwortlichen der Lewitz-Werkstätten. So sind die Mitarbeiter auf den sogenannten Außenarbeitsplätzen unter anderem eingesetzt bei der Reinigung der Hallen und Außenanlagen, der Rasenpflege oder der Teeküche. Auch kleinere Pakete oder Retouren können in ihren Aufgabenbereich fallen.
Auf seiten der Lewitz-Werkstätten ist wiederum Daniel Weber vor Ort dafür zuständig, dass die Zusammenarbeit „Werkstatt für behinderte Menschen – Fenix Outdoor Logistics GmbH” weiter fruchtbar bleibt. Der Gruppenleiter Außenarbeitsplätze ist nicht nur für zurzeit 9 Mitarbeiter, die bei Fenix eingesetzt sind, zuständig, sondern für weitere 4 Mitarbeiter in und um Ludwigslust. Er ist nicht nur jeweils Anleiter in den externen Firmen, sondern bei Bedarf auch Vermittler „zwischen den Welten”, wenn Probleme und Fragen auftauchen.
Der Gruppenleiter findet seine Arbeit mit den zumeist jungen Menschen erfüllend. Sehr interessant aber auch herausfordernd ist zum Beispiel der Prozess, in dem bei Praktika geschaut wird, ob es zwischen den Fähigkeiten der Menschen mit Handicap und den Tätigkeiten in einem Unternehmen auf dem ersten Arbeitsmarkt passt. Daniel Weber: „Genau dafür gibt es das Praktikum. Man muss alles in aller Ruhe testen. Nicht zuletzt muss es ja auch mit den Kollegen bei den Einsatzorten passen.”
Zurück zu Steven Krogmann. Bei ihm passte es nicht nur vor Ort mit den Kollegen, er wollte unbedingt einen weiteren Schritt gehen. Die Umetikettierungs-Aktion schreckte ihn nicht ab – im Gegenteil. Die Arbeit bei Fenix gefiel ihm. Er strebte auf einen Außenarbeitsplatz, den er 2021 erhielt. Eine weitere Stufe war geschafft.
Als er eines Tages in der Fenix-Kantine auf einem großen Bildschirm die Werbung sah, auf dem eine Qualifizierung zum Lagerlogistiker angeboten wurde, war sein Interesse geweckt. Das will ich auch! Geht da was? Mit diesem Angebot klappte es trotz aller Bemühungen zwar nicht, aber der Wunsch, einen weiteren Schritt zu gehen, war tief eingepflanzt. Ende letzten Jahres klappte es endlich. Alle Seiten, Fenix, Lewitz-Werkstätten, Landkreis und Integrationsamt, glätten Steven Krogmann den Weg zu einem guten Job in einem großen Unternehmen.
Wie er diesen beschreiben soll? „Ich arbeite bei den Räumern. Die Ware kommt rein, wird gebucht und ich räume sie in die Fächer.”
Hört sich ganz einfach an. War aber ein langer Weg dorthin.