Die Lewitz-Werkstätten arbeiten zusammen mit den Behörden an den künftigen Schutzmaßnahmen
Parchim • Die Nachrichten über wirksame Corona-Impfungen machen den Menschen Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie und all ihrer Folgen. Bundesgesund-heitsminister Jens Spahn (CDU) gab öffentlich bekannt, dass er bereits im Dezember mit ersten Impfungen rechne. Tatsächlich geht die Planung auch in unserer Region voran. Die Lewitz-Werkstätten beschäftigen sich bereits praktisch mit den anstehenden Corona-Impfungen.
Geschäftsführer Marko Schirrmeister sagt: „Aufgrund der Impfungen wurden wir bereits von den Behörden angefragt. Wir übermitteln zurzeit unsere Mitarbeiterzahl an den zuständigen Fachdienst. Der Landkreis zählt aktuell jene Menschen die als Corona-Risikogruppe gelten und für erste Impfungen in Frage kommen.“
Anderthalbtausend Menschen, so viele Mitarbeiter kommen allein in den Lewitz-Werkstätten für eine Impfung in Frage.
„Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen oder eben wir, eine Einrichtung für behinderte Menschen, werden für die erste Impfwelle geprüft”, so Schirrmeister weiter.
Impfungen gelten als eine der wichtigsten medizinischen Entdeckungen der Menschheitsgeschichte. Doch Impfgegner sorgen in Deutschland immer wieder für lautstarke Debatten, um eine mögliche „Impfpflicht” oder „Zwangsimpfungen”. Ein heikles Thema, gerade bei Menschen mit geistigen Einschränkungen, weiß Kathleen Ladwig-Skiba, Bereichsleiterin Wohnen in den Lewitz-Werkstätten. „Eine Pflichtimpfung gibt es bei uns nicht. Jeder Mitarbeiter muss der Maßnahme zustimmen”, sagt sie.
Für eine Impfung müssen die Betroffenen selbst und – falls vorhanden – ein gesetzlicher Vormund wie zum Beispiel Familienangehörige zustimmen. „Erst wenn beide zugestimmt haben, wird geimpft. Die Selbstbestimmung gilt aber auch bei jeder anderen Impfung, etwa dem jährlichen Grippeschutz”, so die Bereichsleiterin weiter.
Auch die Lewitz-Werkstätten leisteten ihren Teil zur Pandemie-Bekämpfung. Als im Frühjahr die Produktion von Corona-Tests volle Fahrt aufnahm, erhielt auch das Parchimer Sozialunternehmen einen Großauftrag. Auf den Tischen der Mitarbeiter landeten unzählige Verpackungen von Corona-Tests, die es zu verarbeiten galt. Die Pappschachteln, die kompliziert gefaltet und zusammengesteckt werden mussten, gingen zu Hunderttausenden durch die Werkstätten, so der Geschäftsführer.
Als im Frühjahr Masken zur Mangelware wurden, rüstete das Unternehmen um. Knapp 4000 Masken stellten die Mitarbeiter in Eigenproduktion her. Auch Gruppenleiter, wie Hendrik Liebenow oder Kathrin Meißner, arbeiteten an den Nähmaschinen. Sie produzierten so viele Masken, dass noch Reserven übrig sind.
Noch heute gilt eine strenge Maskenhygiene. Einen Tag getragen, muss die Maske in die hauseigene Wäscherei. „Wir waschen bei 95 Grad Celsius und bügeln sie. Das Trocknen ist für die Hygiene entscheidend”, sagt die Leiterin der Wäscherei, Kathrin Meißner.
Eine schwierige Zeit in den Lewitz-Werkstätten war dagegen die zehnwöchige Schließung der Werkstatt im Frühjahr.
Die Hälfte der Mitarbeiter wohnt zuhause bei der Familie, die andere Hälfte in verschiedenen Wohnformen. „Unsere Wohneinrichtungen waren voll”, sagt Kathleen Ladwig-Skiba. Je nach Infektionsgeschehen galten strenge Besucherregeln und Betretungsverbote. Die Werkstätten seien nicht nur Arbeitsplatz, sondern bieten den Mitarbeitern einen strukturierten Ta-gesablauf und soziale Kontakte. Zum Teil habe man Arbeit aus der Werkstatt in die Wohneinrichtungen geschafft. „Oder wir haben in Kleingruppen Spaziergänge unternommen, gebastelt oder gesungen. Eben alles, um ein Stück Normalität zu schaffen”, so Ladwig-Skiba weiter.
Text/Foto: Armin Kung, SVZ